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25.04.2017

Zeitzeugin zu Gast in Mettlach-Orscholz

Am 6.April 2017 besuchte Henriette Kretz die Gemeinschaftsschule Mettlach-Orscholz und trat in den ersten beiden Schulstunden vor zwei 9. Klassen als Zeitzeugin auf. Die Veranstaltung wurde von Herrn Hasenmüller organisiert. Unter dem Motto "Fragt uns, wir sind die Letzten" berichtete die über 80-Jährige von den Erlebnissen ihrer Kindheit, die stark vom Zweiten Weltkrieg geprägt wurden.

Zeitzeugin1_2017
Zeitzeugin1_2017

Henriette Kretz, die in Lemberg, Polen geboren wurde, musste aufgrund ihrer jüdischen Abstammung viel Leid ertragen. Die schönsten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Iwaniska wie jedes andere Kind auch. Ab ihrem fünftem Lebensjahr spürte sie am eigenen Leib, was Krieg bedeutet. Schon in diesem jungen Alter musste Henriette beobachten, wie ihr Vater - damalig Arzt - mit einem Lastwagen voller blutverschmierter, verwundeter Soldaten in die Stadt einfuhr. Als der Krieg offiziell begann, floh sie mit ihrer Familie wieder nach Lemberg. Während der Kriegsjahre waren sie ständig verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Mehrmals gelang es Henriettes Vater seine Frau und Kind vor dem Schlimmsten zu beschützen und mithilfe von ukrainischen Bekannten oder durch Bestechung, seine Familie vor dem Tod zu bewahren. Nach einer längeren Trennung von ihren Eltern, die sie versteckt bei einer Witwe verbrachte, entdeckte man Henriette und brachte sie in ein Gefängnis, das zur Unterbringung von festgenommenen Juden diente. Durch Kontakte des Vaters konnten sie wieder in einem Ghetto, in dem die großen Hunger leiden mussten, mit ihren Eltern vereint werden. Schließlich musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern erschossen wurden. Ihr selbst gelang die Flucht in ein katholisches Waisenhaus. So überlebte sie den rassistische Massenvernichtung von Menschen durch den nationalsozialistischen Terror. Nach dem Krieg erfuhr sie, dass jedes ihrer Familienmitglieder bis auf ihren Onkel von den Nazis ermordet worden war.

Henriette Kretz betonte mehrmals, dass ihr Schicksal noch lange nicht das schlimmste gewesen sei, da andere Kinder ein viel Schlimmeres erleiden mussten. Mehr als 1,2 Millionen verfolgte Kinder fielen dem Nationalsozialismus zum Opfer.

Text und Foto: Schule

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